Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung fand am Dienstag, dem 13. Oktober 2009, um 13.30 Uhr in der Kapelle auf dem Ostfriedhof in Kiel statt. Anstelle von Blumen baten wir um eine Spende für die Deutsche Kinderkrebsstiftung, die Kraniopharyngeom Gruppe. Es kamen 1.390 Euro zusammen.


Am 29. Juni 1976 wurde André in Hamburg geboren. Die Geburt war nicht einfach und eine Zangengeburt. André hatte immer am Kopf die entsprechenden Narben. Im Nacherein wurde festgestellt, dass er zu früh geholt wurde. Die Hebammen ließen André bei der Geburt in eine Wanne mit Wasser fallen. Der Vater greift sofort ein und versuchte seinen Sohn zu retten. Er kannte den Reflex bei den Babys nicht, der aus der Fruchtblase stammt. Nach wenigen Monaten starb Andrés Opa Wilhelm an Krebs.

Im November 1979 zog André mit seiner Familie nach Klausdorf. Er führte ein unbeschwertes Leben und hatte seinen Schäferhund Nancy. Der Vater war beruflich viel als Gewerkschaftssekretär unterwegs. André kam in den Kindergarten des DRK. Nachdem vor Schulbesuch in Klausdorf wurde André 1983 in die Freie Waldorfschule Kiel eingeschult. Im Herbst des gleichen Jahres wurde bei André Diabetes festgestellt. Am 22. Februar 1985 wurde Andrés Schwester Vanessa geboren.



Mit neun Jahren begannen André sich mit Computern zu beschäftigen und erwarb erste Programmierkenntnisse auf dem Commodore plus/4. Nach einem C64 folgte ein IBM-kompatibler PC, auf dem er in Basic Maschinensprache und diversen anderen Sprachen programmierte. Nachdem er Kenntnisse über den Aufbau, Programmierung und Anwendung des PC gesammelt hatte, stellte er sich Aufgabe, als Projektarbeit in der 12. Klasse einen Z80-Computer zu entwickeln und bauen. Diese Aufgabenstellung erfüllte er und sammelte bei dieser Arbeit sehr viele weitere Kenntnisse zur Funktionsweise von Computern.



Viele Jahre machte André Jugendarbeit in Jugendhaus " neue Heimat" in Klausdorf. Dort war er im Vorstand des Arbeitskreises Klausdorf Jugend und im Verwaltungsgremium des Hauses, dem Jugendrat, tätig und leitete die Gruppe für Vogel- und Naturschutz. Außerdem leitete er auch die Computer AG und die Zeitungs-AG, die die Jugendhauszeitung " neue Heimat News" herausgab. An der Waldorfschule rief André die Schülerzeitung ins Leben und leitete die Redaktion. Ebenso beteiligte er sich an der Schülermitverwaltung und indizierte ein öffentliches Eltern-und Schülerinformationsblatt. Während dieser ehrenamtlichen Arbeit lernte er den Apple Macintosh, den Aldus PageMaker und Adobe Photoshop kennen und sicher damit arbeiten. Die Freie Waldorfschule verließ er am Ende der 12. Klasse 19995 mit dem Realschulabschluss.



Beim Kieler Marinearsenal absolvierte André von 1995 bis 1998 eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker. Danach hat er bei O2 in der Kieler Holstenstraße eine Anstellung gefunden. Es begann mit der Verlobten Ramona eine schöne Zeit. Die neue Wohnung war in der Falckstraße. André baute die Firma KielCom auf und handelte nebenbei mit Telefonkarten.

Im Jahre 2001 traf André ein Schicksalsschlag. Ein Hirntumor wurde diagnostiziert und innerhalb weniger Tage operativ entfernt. Es kam damit zur Störung der kurz- und mittelfristigen Gedächtnisleistung, der Motivation und des Antriebes. Mit dem Hirntumor wurden Teile der Hypophyse entfernt. Hormone (wie Kortison) mußten über Pflaster zugeführt werden. Dadurch entstand Übergewicht. Die BfA lehnte eine REHA in 2002 ab, "weil nicht erwarten war, das die Erwerbsfähigkeit wiederhergestellt werden kann". Die Krankenkasse hingegen lehnte ärztlich verordnete neuropsychologische REHA ab, weil der Bundesausschuß für Ärzte und Krankenkassen dieses Verfahren noch nicht anerkannt hatte. Auch ein Schreiben des Bundestagsabgeordneten Hans Peter Bartels an Ulla Schmidt, der damaligen Gesundheitsministerin, half nicht. Der führende Experte in Deutschland Dr. Müller aus Oldenburg riet zunächst zur stationären REHA, Diabetesneueinstellung und Sport. Der krankheitsbedingt Antriebsmangel verhindert Andrés Initiativen hierzu. Das Kieler Neurozentrum stellt in einem Gutachten fest, das es André nur mit Hilfe der Eltern gelingt seinen Tagesablauf zu organisieren. André war sozial sehr isoliert und hat durch sein Übergewicht erhebliche Selbstwertprobleme bekommen. Die notwendigen Therapien fehlten eben. Erst ein Rechtsstreit gegen die deutsche Rentenversicherung Bund brachte die Rente wegen voller Erwerbsminderung auf Dauer. Damit war André wieder wirtschaftlich abgesichert und begann sein Leben und seine Therapien neu zu ordnen.

     

Er engagierte sich in der Kraniopharingiom Selbsthilfegruppe auf Bundes- und auf Landesebene, arbeitete aktiv beim Kieler Fenster mit und fing wieder an regelmäßig ein Brunch für Freunde zu organisieren. Regelmäßig traf er sich jetzt mit seiner Schwester zum Badminton. Er war jetzt auch bereit zur Kur nach Aukrug zu fahren und nahm seine beiden Katzen Tommy und Mietze mit. Erinnerte ihn anfangs seine Uhr über Weckzeiten an seine vielen Medikamente, war es zu letzt sein Telefon. Ständig wurde er an etwas erinnert. Er hatte sein Leben wieder im Griff und es kam auch eine gewisse Zufriedenheit.

Am 31. August 2009 wurde bei dem routinemäßigen MRT wieder etwas entdeckt. Am 30. September 2009 bekam André vom Neurochirurgen Gewißheit, der Tumor war wieder gewachsen. Vor der weiteren Operation hatte André Angst. Für das Wochenende verabredete er mit den Eltern die Suche nach Alternativen. (Laser) Hierzu kam es nicht mehr.

In der Nacht von 2. auf den 3. Oktober 2009 ist André im Wohnzimmer zwischen seinen beiden Katzen für immer eingeschlafen.


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